Franz Guillery (1862 - 1933)
Biografie Kurzbiografie
Franz Paul Maria Guillery wurde am 21. Juni 1862 als Sohn des Bergwerkdirektors Theodor Guillery in Köln geboren. Seine künstlerische Laufbahn begann nach dem Abitur 1881 am humanistischen Gymnasium in Köln. Er besuchte die Kunstakademie in Frankfurt/Main (Städelsches Institut), und wurde dort u. a. ein Schüler des Ritter von Steinle, nach dessen Entwürfen er später im Frankfurter Dom die „ Vier Kardinaltugenden" schuf. Einen geraumen Abschnitt seiner Ausbildung genoß er an der Mün­chener Schule unter seinen Lehrern Ludwig von Löfftz und Alexander Strähuber.

1884 folgte Franz Guillery dem Ruf des Collegiums Germa­nicum nach Rom, wo er - mit Unterbrechungen - insgesamt 7 Jahre tätig war. Er schuf dort z. B. in der Kirche San Canisio in der Halbkugel des Chores "Christus als Weltenrichter", und, darunter im Fries, neben vielen Engeln und Propheten, die Vorbilder des Meßopfers Abel, Abraham, Melchisedek und Aron. Aus dieser Zeit stammen auch zahlreiche Landschaftsmotive.

Wieder nach München zurückgekehrt, nahm er hier seinen festen Wohnsitz. Es folgte eine große Zahl von ihm geschaffener Werke, die zum Teil in Vergessenheit zu geraten drohen. In der Schloßkapelle des Grafen Loe in Wissen am Niederrhein malte er das Gemälde "Maria mit dem Kind" und "Die Patronen der Loe". Weitere Heiligenbilder in niederrheinischen Kirchen und Schlössern folgten, so der" Weismainer Kreuzweg" in der Pfarrkirche Weismain. 1894 entwarf Guillery die Vorlagen für die Ausmalung der neuen Schloßkapelle des Grafen Hoensbroech auf Schloß Thürnich am Niederrhein, deren Ausführung in die Jahre 1895 bis 1896 fiel. Die erst 1984 vom rheinischen Amt für Denkmalpflege wieder restaurierten Decken- und Wandfresken, wie z.B. "Die Bergpredigt", "Die Verkündigung" und das "Leben Christi" sind in Schloß Elisabeth in Kerpen- Thürnich zu besichtigen.

Inzwischen hatte Franz Guillery seine Frau Josephine geheiratet, und, am 20. Dezember 1900, kam sein Sohn Theo zur Welt, der später selbst als Maler hervortrat (website).
Drei Jahre danach folgte die Tochter Paula.

Nun entstanden Bilder aus allen Gebieten der Malerei, besonders Portraits, Genre-, Landschafts- und Städtebilder. Des Künstlers ungewöhnlich reiche schöpferische Begabung und sein starker Schaffensdrang brachen sich bald Bahn. Auf der Internationalen Ausstellung 1905 in Barcelona erhielt er für sein Bild "Zerstörte Träume" die Goldmedaille als höchste Auszeichnung.

Die künstlerische Entwicklung Franz Guillerys verlief von der religiösen zur Landschafts- und Genremalerei. Dabei bildete zuerst die spätnazarenische Tradition die Grundlage für ihn. Diese gab er dann auf und gelangte zu Lösungen, die der Sezession und dem Impressionismus nahestehen.

  Die Vielfalt in der Malerischen Gestaltung und das breite Spektrum der unterschiedlichsten Motive fällt, neben dem großen technischen Können und dem brillanten Umgang mit der Farbgebung, dem unvoreingenommenen Beobachter als ersten Eindruck auf. Die religiösen Motive lassen über der innigen Empfindung fast die meisterhafte Lösung der malerischen Aufgabe vergessen. Das feintonige Erfassen farbiger Werte sehen wir in Bildern wie "Der Dogenknabe" und in den zahlreichen Kinderportraits, die in ihrer feinen Differenzierung die Spannweite der malerischen Modulationsbreite so deutlich erweisen. Hierher gehören auch die ganz eigenen nächtlichen Stimmungsbilder. Der Künstler von Erfindungs- und Gestaltungskraft zeigt sich am besten bei den Genrebildern, die Humor und geschulte Charakterisierungskunst in reichem Maße erweisen und eine Fundgrube sorgfältig durchgeführter Details und einer abgerundeten Komposition sind. Dies zeigen viele Wirtshaus- und Jahrmarktsszenen, und, die der Zeit des beginnenden Jahrhunderts entstammenden Münchner Milieuszenen, wie z. B. "Oktober­fest", "Hofbräuhaus", "Justizpalast", oder "Schäfflertanz in München».

Ganz anders wirken wieder die diversen Landschaftsdarstel­lungen, wo das typische Landschaftsbild trotz heiterer impres­sionistischer Lockerung immer gewahrt bleibt. Neben vielen Motiven der bayerischen Heimat finden wir vor allem aus der italienischen Zeit des Künstlers zahlreiche Bilder mit Impressionen aus der Toskana, Venedig und der Lombardei. Hier zeigt sich die Vielseitigkeit des Malers im Umgang mit dem hellen Licht des Südens, wie sie z. B. in dem warmen Goldton bei dem Bild "Ländliche Szene in der Toskana" zum Ausdruck kommt. Auch in der Beherrschung der Lichtgebung bei den Bildern aus der bayerischen Heimat, die sich in den verschiedensten Stimmungen präsentieren, ist diese deutlich erkennbar. Treue in Farbe und Form, das ist auch das Geheimnis der großartig gemalten Blumenstilleben, die die seidene Struktur der Blüten und die Leuchtkraft ihrer Farben in seltener Vollendung wiedergeben.

Breiten Raum nimmt in jeder Franz-Guillery-Ausstellung das Portrait ein. An seinen Bildnissen bewundert man immer wieder die Gabe eines großen Künstlers, mit den scheinbar einfachsten Mitteln plastisches Hervortreten und größte Lebendigkeit zu erzielen. Das Bild "Der Brautschleier" legt neben vielen anderen hervorragenden Portraits Zeugnis für diese Fähigkeit ab.

Die weitgespannte künstlerische Tätigkeit konnte Franz Guillery - neben zahlreichen Ausstellungen wie z. B. im Münchner Glaspalast oder im Prinz-Karl-Palais - nicht davon abhalten, sich auch um die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Künstler zu bemühen. Er war Gründer des "Wirtschaftlichen Verbandes der bildenden Künstler Bayerns", der später als Reichsverband ganz Deutschland umfaßte. Bis 1920 war er der 1. Vorsitzende der Künstlergewerkschaft Bayerns.

Seit 1920 gehörte er der Münchner Künstlergenossenschaft als Mitglied an. Vom Jahre 1925 bis zu seinem Tode 1933 küm­merte er sich in München-Pasing als parteiloses Mitglied des Pasinger Stadtrates um die gesunde Entwicklung seiner Heimat. Der konziliante Unterton in den Worten des gewandten Redners ließ ihn stets bei allen Parteien unter Freunden sein. In den zwei Legislaturperioden galt sein vorrangiges Bemühen schon damals der Erhaltung der Landschaft und dem Umweltschutz.

Am 24. Juni 1933 verstarb Franz Guillery in seiner geliebten Heimatstadt München-Pasing.